Bestattungskultur im Wandel der Zeit
6. August 2020
Die Bestattungskultur befindet sich in Deutschland im Wandel. Während lange Zeit das Bestatten im Kontext einer tradierten durch die Riten der Kirche geprägten Handlung stattgefunden hat, kommt immer mehr das Bedürfnis nach einer individuellen Bestattungs- und Erinnerungskultur zum Vorschein. Entscheidend für diese Veränderung ist der Wunsch, mitbestimmen zu können, was mit dem eigenen Körper oder dem eines nahstehenden Verstorbenen nach dem Tod geschieht.
Der Tod ist eine unausweichliche Konstante der menschlichen Existenz. Trotzdem ist das Thema Tod in Deutschland immer noch ein Tabu. In den letzten 15 Jahren ist jedoch ein Wandel in der Bestattungskultur zu beobachten. Ein wichtiger Treiber für diese Veränderungen ist der Wunsch nach Einzigartigkeit. Wir wollen unser Leben bis ins kleinste Detail nach eigenen Vorstellungen mitgestalten. Dadurch befinden wir uns in einem Spannungsfeld zwischen dem, was von uns erwartet wird und dem, was uns in der Trauer guttun würde. Die Feuerbestattung ermöglicht heute viele alternative Bestattungsformen und eine Individualisierung der Bestattungskultur. Klassische Erdbestattungen, die häufig mit hohen Kosten verbunden sind, verlieren hingegen immer mehr an Bedeutung.
Ist der Friedhof ein Auslaufmodell?
Der Trend geht hin zu kleineren und individuellen Trauerfeiern, die zum Leben und zur Persönlichkeit des Verstorbenen passen. Das schließt auch die Wahl nach dem Ort der letzten Ruhestätte mit ein. Wir wählen immer mehr Formen, die wenig Grabpflege erfordern. Der Wunsch nach Seebestattung, einer Almwiesenbestattung, der naturverbundene Baumbestattung, bis hin zur exklusiven Diamantenbestattung ist sprunghaft gewachsen. Dahinter stecken andere Lebensweisen und andere Familienstrukturen, aber auch die Art zu trauern.
Was die Lebenswelt prägt, findet auch Eingang in die Todeswelt.
Die Bestattungs- und Trauerkultur erfährt eine enorme Veränderung: Die Bekleidung, die Trauerfeier, die Beerdigungsform etc.. Die Frage ist, ob unsere mobile Gesellschaft überhaupt noch einen festen Ort für Trauer benötigt. Tragen wir doch die Trauer überall im Alltag mit uns herum: In der Bahn, im Auto, beim Spazierengehen. Das erklärt vielleicht auch den wachsenden Wunsch an digitalen Gedenkportalen, wo imaginäre Kerzen angezündet und tröstende Worte eingestellt werden können. Angehörige bleiben dadurch immer in „greifbarer“ Nähe.
Wir glauben wir nicht, dass wir auf den festen Ort der Trauer trotz der Digitalisierung verzichten können – bietet dieser doch für die Hinterbliebenen den Raum für ungestörtes Gedenken an die Verstorben.
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