Seebestattung in der Ostsee

Seebestattung in der Ostsee

17. Mai 2022

Ein neuer Schiffseigner aus Niendorf/Ostsee bietet Seebestattungen mit der eleganten Motoryacht Marie Claire an. Kapitän Maxim Qualen stellt sich und seine Reederei „Ostsee Beisetzungen“ vor und klärt die wichtigsten Fragen rund um das Thema Seebeisetzung.

Los geht es mit einer kurzen Vorstellung – wer steckt eigentlich hinter „Ostsee Beisetzungen“?

Maxim Qualen: An Bord werden die Angehörigen in persönlicher Atmosphäre von unserem kleinen, aber feinen Team betreut. Dies besteht aus mir, Kapitän und Gründer Maxim Qualen, sowie meinem Decksmann Lennart Kiehne. Wir führen stille und begleitete Seebeisetzungen in der Lübecker Bucht durch und haben uns bei der Gründung im vergangenen Jahr als Ziel gesetzt, Seebestattungen endlich einen zeitgemäßen Charakter zu verleihen.

Als studierter Nautiker mit langjähriger Berufserfahrung war es schon lange mein Wunsch, mich mit einem eigenen Schiff selbstständig zu machen. Lennart hingegen ist gelernter Pädagoge und somit durch sein hohes Einfühlungsvermögen und seine Empathie ein echter Zugewinn für „Ostsee Beisetzungen“.

Wir beide sind selbst in Niendorf/Ostsee aufgewachsen und schon als kleine Jungs durch den Hafen gepaddelt. Umso glücklicher sind wir jetzt, diesen tollen Beruf heimatnah auszuüben und einen Liegeplatz in diesem traditionellen und beliebten Hafen ergattert zu haben.

Was ist das Besondere an eurem Schiff, der Marie Claire?

Maxim Qualen: Die Marie Claire wurde 1991 als Privatyacht für einen südafrikanischen Minister gebaut. Als konzeptionelle Vorbilder dienten dem niederländischen Architekten die südeuropäischen Gentlemans-Yachten der 60er und 70er Jahre. Von Südafrika gelangte die Marie Claire über den Suezkanal schließlich nach Norwegen, wo sie einige Zeit als Charterschiff genutzt wurde. Seit 2021 hat sie ihren festen Liegeplatz nun in Niendorf/Ostsee und begeistert ihre Gäste mit geschichtsträchtigem Charme. Ebenso einzigartig ist ihr elegantes, zeitloses Design. Im Innenraum sorgt das hochwertige, dunkle Teakholz in Zusammenspiel mit goldenen Verzierungen und maritimen Blautönen für eine ganz besondere Atmosphäre. Aber davon überzeugen Sie sich am besten selber vor Ort!

Wie läuft denn eine Seebestattung ab und was müssen die Angehörigen beachten?

Maxim Qualen: In der Regel findet die Kremation am Sterbeort statt. Eventuell hat zuvor – auch vor Ort – eine Trauerfeier am Sarg oder an der Urne stattgefunden. Wir als Seebestattungsreederei arbeiten Hand in Hand mit den lokalen Bestattern zusammen, sodass der organisatorische Aufwand für die Angehörigen minimiert wird und keine zusätzliche Belastung in der ohnehin schon schwierigen Zeit darstellt.

Bei der Beisetzung auf See wird die nationale Flagge am Heck des Schiffes traditionell auf Halbmast gehisst. So wird die Trauer zum Ausdruck gebracht. Während der Beisetzungszeremonie sind Glasen, Typhon und die Ehrenrunde essenzielle Elemente. Das Glasen, also vier Doppelschläge auf der Schiffsglocke, signalisieren den sogenannten Wachwechsel an Bord eines Schiffes. In diesem Fall geht eine Persönlichkeit von Bord und die Angehörigen übernehmen die Wache. Es folgt das Typhon-Signal: drei lange Töne auf dem Schiffshorn wünschen dem Verstorbenen eine gute Reise. Nach dem Übergeben der Urne an das Meer wird die Beisetzungsposition mehrfach umkreist. Hierbei ist Zeit für die Angehörigen, sich zu verabschieden und das Meer mit Blumen und Blütenblättern zu schmücken. Als letzter Gruß wird die nationale Flagge am Heck nun nach unten gefiert und anschließend wieder auf Vollmast gesetzt. All diese Rituale führen wir an Bord der Marie Claire bei jeder Beisetzung durch.

Der individuellen Gestaltung der Beisetzung sind kaum Grenzen gesetzt: Musikwünsche erfüllen oder etwas Besonderes vorlesen, das ist alles kein Problem und kann vorab persönlich besprochen werden. Auch eine Unterbringung in Ferienwohnungen vor Ort oder besondere Verpflegungswünsche können mühelos realisiert werden.

Eine letzte Frage, die den Zahn der Zeit trifft: sind nachhaltige Seebeisetzungen bei Ihnen möglich?

Maxim Qualen: Die Branche ist auf einem guten Weg, auch wenn es selbstverständlich noch Verbessungspotential gibt. Alle Urnen, die wir verwenden, sind ökologisch abbaubare Seeurnen und belasten die Meere nach der Beisetzung keineswegs. Mir persönlich liegt unsere schöne Natur und einzigartige Landschaft als Schiffseigner und Ostseeliebhaber, Strandspaziergänger und Hundebesitzer sehr am Herzen. Ich habe mich deshalb entschieden, die Marie Claire ausschließlich mit E-Fuel zu betanken. Einfach um die Emissionen so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit gelten auch – oder sogar vor allem – auf See.

Vielen Dank für das Interview, Herr Qualen! Wir schauen gern demnächst an Bord vorbei!

Maxim Qualen: Sehr gern, ich freue mich darauf!

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